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Einführung

Einführung

Für diejenigen Pilzsammler aber, die sich allmählich von Pilzessern zu Pilzfreunden entwickeln, für die das Problem um die Pilze nicht heißt »essbar oder giftig?« -für diesen Personenkreis soll das vorliegende Buch das Elementarbuch der Pilzkunde sein, auf dem sie weiterbauen können. Mit der sicheren Kenntnis von 91 Arten darf man sich als Pilzkenner bezeichnen, allerdings mit der Einsicht, dass man, so weit eingedrungen, erst am Anfang steht. Wer behauptet, dass er alle Pilze kenne, der weiß entweder nicht, wie artenreich das Geschlecht der Pilze ist, oder wir haben es mit einem unerfreulichen Angeber zu tun. Es gibt überhaupt niemand, der alle Pilze kennt.

Aber diese 91 abgebildeten Arten kennenzulernen, dürfte nicht allzuschwer sein, denn sie sind - mit geringen Ausnahmen - fast in allen Gegenden und jedes Jahr zu finden. Sehr wichtig ist es, sich mit den giftigen Pilzen vertraut zu machen, besonders mit jenen, die nicht nur eine mehr oder minder heftige Verdauungsstörung hervorrufen, sondern tödliche Folgen haben können. Jeder Pilzsammler muss genau wissen, wie die beiden Knollenblätterpilze, der Tigerritterling, der Pantherpilz und der Ziegelrote Rißpilz aussehen.

Es wäre praktisch, ein narrensicheres Mittel zur Erkennung der Giftpilze zu haben, etwa einen Teststreifen, wie man ihn zur Erkennung von Zucker im Urin verwendet, der sich dann beim Eintauchen in ein giftiges Pilzgericht leuchtend rot färben würde. Aber einen solchen Indikator gibt es nicht, und was man früher anwendete, um vermeintlich ein giftiges Pilzgericht als solches zu entlarven, ist längst als Aberglaube erkannt worden. Man glaubte z. В., das Schwarzwerden eines silbernen Löffels oder einer mitgekochten Zwiebel sei ein sicherer Hinweis darauf, dass das Pilzgericht giftig sei. Weder übertriebene Ängstlichkeit noch fahrlässiger Leichtsinn sind am Platz. In alten Kochbüchern liest man z. B. die Anweisung, dass sogar der (irdene) Topf, in dem das giftige Gericht zubereitet wurde, zerschlagen werden müsse, damit seine weitere Verwendung nicht zu Gesundheitsstörungen führe. Der wichtigste Grundsatz ist wohl der, dass man nur solche Pilze zu Speisezwecken sammelt, die man ganz sicher kennt. Arten, die nicht einwandfrei zu identifizieren sind, verwende man nur dann, wenn sie einer Pilzberatungsstelle vorgelegt und dort als essbar bezeichnet wurden. Solche Beratungsstellen gibt es an vielen Orten in der Bundesrepublik Deutschland. Man kann sie am zuständigen Landratsamt erfragen. Kostproben, immer nur eine winzige Menge, die man zum Zweck der Bestimmung eines Pilzes versucht, soll man wieder ausspucken, da es sich auch um einen Giftpilz handeln könnte. Nimmt man einen neuen Pilz in seinen Speisezettel auf, so empfiehlt es sich, ihn auf seine persönliche Verträglichkeit zu testen. Wenn man also eine bestimmte Sorte genießbarer Speisepilze erstmals verwendet, dann soll man nicht gleich eine kiloschwere Portion zu sich nehmen, sondern sich beim ersten Versuch mit einer kleineren Menge begnügen. Es kommt nämlich immer wieder vor, dass einzelne Personen allergisch sind, d. h., dass sie eine bestimmte Pilzart, die andere ohne Schaden verzehren, nicht vertragen. Wird aber die kleine Testmenge ohne Beschwerden genossen, dann wird auch eine üppigere Mahlzeit gut ankommen.

Zweifelsohne enthalten eine ganze Anzahl Pilze, namentlich solche, die neben Autobahnen und Straßen wachsen, giftige Schwermetalle (z. B. Quecksilber, Cadmium). Es empfiehlt sich also, Pilze in bescheidenen Mengen und nicht häufig, sondern nur gelegentlich zu verzehren.

Sollten sich trotz aller Sorgfalt nach einer Pilzmahlzeit Vergiftungserscheinungen einstellen, so rufe man unverzüglich den Arzt (Notarzt). Zeigen sich die Beschwerden schon bald nach der Mahlzeit, dürfte es sich um eine verhältnismäßig harmlose Erkrankung handeln, die bei entsprechender Behandlung manchmal schlagartig zu beheben ist. Entstehen die Krankheitserscheinungen aber erst nach 11-12 Stunden, ist mit einer sehr ernst zu nehmenden Knollenblätterpilzvergiftung zu rechnen. Die Menge der verzehrten Pilze sowie der allgemeine Gesundheitszustand sind für den Verlauf mitbestimmend. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch einen Giftpilz gibt (er wird bei uns nicht gesammelt), der Vergiftungen erzeugt, die sich unter Umständen erst nach 14Tagen bemerkbar machen, so dass der Zusammenhang zwischen Pilzmahlzeit und Erkrankung gar nicht ohne weiteres einzusehen ist. Deshalb nochmals: Hände weg von unbekannten Arten!

Die meisten »Pilzvergiftungen« entstehen aber gar nicht durch den Genus von Giftpilzen, sondern dadurch, dass verdorbene Pilze gegessen werden. Die an sich leichtverderblichen Pilze zersetzen sich besonders schnell, wenn man sie in Plastikbeuteln verwahrt, sehr leicht auch im Spätherbst, wenn sie vom Bodenfrost verändert sind. Der behandelnde Arzt wird es begrüßen, wenn Reste der gesammelten Pilze vorgewiesen werden können, weil in diesem Fall die Art der Vergiftung und die entsprechende Behandlung schneller festzulegen sind. Selbst die Angst, die Einbildung, dass man giftige Pilze verzehrt habe, kann das Bild einer scheinbaren Pilzvergiftung hervorrufen. Wenn man so viele Pilze gefunden hat, dass man nicht mehr recht weiß, wohin damit, dann liegt der Gedanke nahe, sie seinen Bekannten zu schenken oder diese zum Pilzessen einzuladen. Das wird dem Gastgeber, den Gästen und den Beschenkten bestimmt eine Freude sein. Aber man lasse sich auf so etwas nur ein, wenn man seiner Pilzkenntnisse hundertprozentig sicher ist.

Man lasse sich durch diese ernsten Hinweise nicht entmutigen! Ein Dutzend kerngesunde Steinpilze lassen das Herz höher schlagen. Aber auch wenn die Ernte geringer ist, bringt eine Pilzsuche nebenbei Gewinn. Man atmet die sauerstoffreiche, staubfreie Waldluft. Ein mehrstündiges Pilzsuchen mit Hunderten von Kniebeugen ist eine ausgiebige Bewegungstherapie. Und schön ist es auch im Wald, sofern man ihn - in Abänderung des bekannten Sprichwortes - vor lauter Pilzen noch sieht. Das Selbstgefundene macht mehr Freude als das, was man auf dem Markt (manchmal vielleicht sogar billiger) erstehen kann.

Die Pilzjagd verlangt eine bestimmte Ausrüstung . Eine Pilzbrille, mit deren Hilfe man unweigerlich auch den bestgetarnten Steinpilz erspäht, liefert kein Optiker. Doch schärft sich die Beobachtungsgabe durch Übung merklich. Der Anfänger ist erstaunt, dass der hinter ihm dreingehende Kenner, hier einen Birkenpilz und dort eine Rotkappe aufhebt, die sein ungeschultes Auge einfach nicht bemerkt hat.

Als geeigneter Sammelbehälter empfiehlt sich ein Korb. Plastiktüten sind, wie schon erwähnt, völlig ungeeignet. Sofern man in deutschen Wäldern sammelt, ist die Jagd weniger gefährlich als in italienischen. Dort empfiehlt man das Tragen eines langen, kräftigen Stockes und das Mitführen eines Serums gegen den Biss von Giftschlangen, das die Apotheken für diesen Zweck bereithalten. Der kräftige Stock ist auch bei uns angebracht, wenn man Wälder durchstreift, die als tollwutgefährdete Gebiete gekennzeichnet sind. Giftpilze sind zwar nicht aggressiv, wohl aber tollwütige Füchse! Die Tollwut wird nur durch den Biss erkrankter Tiere übertragen, nie aber durch einen Pilz, auch dann nicht, wenn ihn ein tollwütiges Tier gestreift hat. Selbst wenn der Speichel eines tollwütigen Tieres an den Pilz gekommen wäre, ist die Übertragung der Tollwut praktisch nicht möglich, denn der Virus stirbt im Licht sehr schnell ab. Es ist kein Fall von Tollwutinfektion durch den Genuss von selbstgesammelten Speisepilzen bekannt geworden.

Die gesammelten Speisepilze reinigt man von anhaftendem Schmutz, Nadeln, Moosen und Schnecken am besten gleich draußen im Wald. Es ist zweckmäßig, die Pilze mit dem Messer zu halbieren, damit man sieht, ob sie nicht weitgehend von Maden zerstört sind. Wirkliche Naturfreunde vermeiden es, dass ihr Pfad durch den Wald von Pilzleichen gesäumt ist. Eine Tageszeitung hat mich einmal gebeten, ich möchte eine Karte zeichnen, in der nicht nur die Wälder, sondern innerhalb dieser mit gewissen Signaturen die Stellen sicherer Speisepilzvorkommen eingetragen wären. Die Abonnenten würden das begrüßen. Diesen Gefallen hätte ich der Zeitung aber auch dann nicht erwiesen, wenn so ein »Pilzatlas« überhaupt möglich wäre. Kein Pilzsammler, der Plätze kennt, von denen er jedes Jahr mit Sicherheit »seine« Steinpilze heimbringt, wird diese Stellen verraten. Im Gegenteil, er wird diese Fundstellen nach Möglichkeit tarnen, und wenn ihm jemand gefährlich nahe ins Gehege kommt, wird er so beiläufig in die Unterhaltung einfließen lassen, dass er hier, in diesem Waldstück zwar noch nie etwas gefunden habe, aber dass er auch heute wieder zwei meterlange Kreuzottern aufgestöbert und sich nur durch einen Sprung habe retten können. Lieber wolle er es doch noch mit einem Giftpilz als mit dem Biss einer Giftnatter aufnehmen. Mit Fragen an die Konkurrenz kommt man also nicht in die geeigneten Pilzgründe.

Man muss wissen, wo man zu suchen hat. Natürlich im Wald, obwohl es auch außerhalb der Wälder Pilze gibt, z. B. in Gärten, in Parkanlagen, auf Wiesen, auf Stoppelfeldern, in Sümpfen, auf Brandstellen, auf Bäumen, auf Bauholz, in Kellern, in Bergwerken, ja sogar in Gewächshäusern. Dabei sind fast alle Pilzarten an ganz bestimmte Lebensräume (Biotope) gebunden. Selbstverständlich ist die Pilzflora ferner gelegenerer Länder von unserer heimatlichen verschieden und es sind nur wenige Arten, die man auf der ganzen Welt antrifft, die sogenannten Kosmopoliten. Besonders reich an Pilzen, wenn man auf die Menge, nicht auf die Artenzahl sieht, sind sandige Kiefernwälder. Andere Arten gedeihen in Fichtenwäldern. Lärchenwälder haben eine Pilzflora, die sonst nirgends zu finden ist. Besonders artenreich sind unsere Buchenwälder. Auenwälder, die die großen Flussläufe säumen, bescheren bereits im Frühjahr eine Morchelernte. Der erfahrene Sammler wird es nicht unterlassen, einzelne Gruppen von Eichen oder Birken, die in die Waldung eingestreut sind, aufzusuchen; denn es gibt Pilze, die nur unter diesen Baumarten zu finden sind.

Immer wieder taucht der Wunsch auf, Pilze im eigenen Garten zu züchten. Aber »Pilzsamen« bekommt man in keiner Samenhandlung. Alle Versuche, auf diese Weise zu bequemen Pilzernten zu kommen, sind bis jetzt fehlgeschlagen. Nur wenige, auf Holz wachsende Pilze, lassen sich auf geeigneter Unterlage züchten.

Ebenso wichtig wie die Frage nach dem Pilzeldorado, dem fabelhaften Goldreich der Schwammerlsucher, ist das Wissen, wann man in dieses Land der Pilzträume eindringen soll.

Die eigentliche Pilzsaison , in der die meisten Schwämme wachsen, während der sie auch auf den Märkten angeboten werden, dauert - von Jahr zu Jahr natürlich etwas schwankend - etwa von Mitte Juli bis Mitte Oktober. Schon der März bietet einen kulinarischen Leckerbissen an, den sogenannten Märzellerling (Hygrophorus marzuolus) , dem besonders in der Schweiz mit Eifer nachgestellt wird. April und Mai sind die Monate, in denen man die Auenwälder nach Morcheln (Morchella) absucht. Im Juni ist die Zeit der farbenprächtigen Täublinge (Russula) . In den folgenden vier Monaten kommt dann aus dem Waldboden die verwirrende Vielzahl der Arten. Aber selbst im November, wenn die ersten Fröste schon das Ende der Pilzzeit anzeigen, findet man den Frostrasling (Lyophyllum aggregatum) und den Schneepilz (Hygrophorus hypothejus) . Während der Wintermonate, besonders wenn diese durch Tauwetterperioden in ihrer Kälte gemildert sind, sucht der Kundige den Winterrübling (Flammulina velutipes) . Ist im Januar und Februar alles zu Eis erstarrt, dann forscht der Pilzfreund, dem die Sache bereits zur Leidenschaft geworden ist, nach Baumschwämmen, die auch im Herbst nicht absterben, sondern oft über viele Jahre ausdauern.

Mancher Pilzsucher startet schon im Morgengrauen, damit ihm nicht ein Frühaufsteher die Steinpilzplätze aberntet. Sofern der Verdacht berechtigt ist, kann gegen den Aufbruch bei Dunkelheit kein gewichtiges Argumentformuliert werden. Wer aber mehr Pilze kennt, vielleicht gar um die 60 Arten, der kann auch dann mit seiner Exkursion beginnen, wenn der andere vom Walde heimkommt. So begehrt der Steinpilz auch sein mag, der Kundige findet auch in den Vormittagsstunden einige Arten, die dem Steinpilz ebenbürtig sind, oder ihm im Geschmackswert nahekommen. Trotzdem ist mancher auch während der Pilzhochsaison mit leerem Korb und enttäuschtem Herzen aus dem Wald zurückgekehrt, weil er nicht das Geringste gefunden hat. Es war ihm nämlich nicht bewusst, dass die Pilze sehr von der herrschenden Witterung abhängig sind. Bei länger anhaltender Trockenheit und Hitze, wenn über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet liegt und wenn ausgesprochenes Badewetter herrscht, hat es keinen Sinn, den Pilzen nachzulaufen. Zu dieser Zeit ist es besser, der Lockung des nächsten Ufers oder Strandes zu folgen. Pilze brauchen nämlich, um wachsen zu können, sehr viel Feuchtigkeit.

Ein verregneter Sommer, wenn ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen über Mitteleuropa hinwandert, nur von kurzen Zwischenhochs unterbrochen, das ist das ideale Pilzwetter , so unerwünscht es anderen auch sein mag. Gute und schlechte Pilzjahre wechseln ab. Doch selbst eines, das schwer enttäuscht hat, entschädigt oft noch dadurch, dass im Herbst, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Nebelbildung noch eine Spätlese möglich wird.

Gewissenhafte, naturliebende Pilzfreunde scheuen sich, den ganzen Pilz aus dem Waldboden herauszunehmen, sondern schneiden den Stiel ab, um das unterirdische Pilzgeflecht, das Mycel, nicht zu schädigen. Das ist anerkennenswert. In solchen Fällen aber, wo das untere Stielende die entscheidenden Erkennungsmerkmale zeigt, wie das z. B. bei den Knollenblätterpilzen (Amanita phalloides und virosa) oder bei dem Karbolegerling (Agaricus xanthoderma) der Fall ist, kann man das Abschneiden nicht unbedingt gutheißen. Keinesfalls sollte es vorkommen, dass die schützende Moosdecke in großen Mengen abgehoben wird, um darunter befindliche Jungpilze zu entdecken.

So trefflich ein Pilzbuch bebildert und so eingehend seine Beschreibungen auch sein mögen, wenn man die Möglichkeit hat, sollte man mit einem Pilzkenner durch den Wald gehen. Man wird mit ihm über einen Pilzverein oder eine Pilzberatungsstelle bekannt.

Um die nachfolgende Beschreibung der Arten richtig zu verstehen, ist es notwendig, einige Fachausdrücke zu kennen. Die meisten der dargestellten Pilze weisen einen Hut (Kappe) und einen Stiel auf. Wichtig für das Erkennen eines Pilzes sind die Eigenschaften des Hutes, seine Größe, seine Gestalt, seine Farbe, ob er glatt oder schuppig, trocken oder klebrig, gebuckelt oder trichterförmig, filzig oder samtig ist. Auch dem Hutrand ist Beachtung zu schenken. Er kann abgerundet oder scharf, gerieft oder behangen sein. Von wesentlich ausschlaggebenderer Bedeutung ist aber die Hutunterseite. Man muss also den Hut umdrehen und von unten in ihn hineinblicken. Da zeigen sich nun grundlegende Unterschiede. Vielfach besteht die Hutunterseite aus Blättern, vom Fachmann auch Lamellen genannt. Der Pilz gehört demnach zu den Blätterpilzen. Die Gestalt und Farbe der Lamellen, die Art, mit der sie mit dem Stiel in Verbindung stehen, die Beschaffenheit ihrer Schneide sind mannigfaltig und für die Erkennung der Art ausschlaggebend.

Andere Pilze tragen statt der Lamellen eine dichtgefügte Röhrenschicht, z. B. der Steinpilz. Volkstümliche Bezeichnungen dafür sind »Moos« oder »Futter«. So ausgestattete Pilze gehören zu den Röhrlingen. Eine dritte Gruppe zeigt an der Hutunterseite eine Unzahl von kurzen Stacheln, die einem Stoppelfeld ähnlich sehen. Man bezeichnet sie als Stachelpilze. Stiellose Baumschwämme weisen auf der Hutunterseite Poren auf, die wie feine Nadelstiche aussehen. Man rechnet sie deshalb zu den Porlingen. Schließlich gibt es auch Hutpilze, bei denen die sporenabsondernde Schicht (Hymenium) völlig glatt ist.

Die Sporen kann man ohne Mikroskop nicht sehen, denn sie erreichen nur eine Größe von wenigen Tausendstel Millimetern. Aber viele Hunderttausende von Sporen sind als Sporenstaub auch dem unbewaffneten Auge sichtbar. Um ihn zu beobachten, trennt man den Stiel vom Hut und legt diesen mit der sporenerzeugenden Schicht nach unten auf ein Blatt weißes Papier. Am anderen Morgen ist die Unterlage dann von einem braunen, rötlichen, schwarzen, violetten oder weißen Staub bedeckt, der aus einer unvorstellbaren Menge von Sporen besteht. Die Farbe des Staubes ist ein Hinweis auf die Zugehörigkeit des Pilzes zu einer bestimmten Pilzfamilie. In vielen Fällen stimmt die Farbe des Staubes mit der der Lamellen überein.

Die genaue Betrachtung des Stieles gibt weitere Erkennungsmerkmale. Abgesehen von der Länge und Dicke, kommt es darauf an, ob der Stiel schleimig oder trocken, schlank oder bauchig, hohl oder vollfleischig, bereift oder glänzend ist. Manche Pilze tragen am Stiel ein häutiges Gebilde, das Ring oder Manschette genannt wird. Es bedeckte im Jugendzustand als besonderer Schutz Lamellen oder Röhren und heißt Velum partiale. Bei den Haarschleierlingen (Cortinarius) , zieht sich vom Hutrand zum Stiel ein Schleier aus feinen Haaren. Ganz besonders ist darauf zu achten, ob der Stiel an seinem unteren Ende aus einer häutigen Hülle, einer Scheide herauswächst. Diese Scheide und Hautreste auf der Kappe des Pilzes hüllen den jungen Pilz vollständig ein. Man bezeichnet sie als Velum universale .

Hut und Stiel bilden den Fruchtkörper des Pilzes. Die eigentliche Pilzpflanze, das Mycel, aus einer Spore hervorgegangen, ist ein unterirdisch lebendes Fadengeflecht, das eine scheinbare Ähnlichkeit mit Pflanzenwurzeln hat.

Eine besondere Schwierigkeit bei der richtigen Bestimmung eines Pilzes bildet der Umstand, dass viele Pilze in ihrem Jugendstadium wesentlich anders aussehen als der fertig ausgebildete Pilz. Ein junger Fliegenpilz und ein ausgewachsener haben kaum mehr Ähnlichkeit als zwei Photos eines Menschen im Alter von 3 Monaten und 30 Jahren. Ganz sicher kennt man eine Art erst dann, wenn man sie in allen Stadien ihrer Entwicklung, vom ersten Erscheinen bis zu ihrem Vergehen beobachtet hat. Schließlich darf man nicht vergessen, dass ein Pilz nicht immer die im Pilzbuch dargestellte typische Erscheinung hat, sondern dass er je nach Wetter und Standort ein abweichendes Aussehen annehmen kann. Pilze und Bäume fördern sich gegenseitig in ihrem Wachstum. Manche Pilze stehen in enger Lebensgemeinschaft mit bestimmten Baumarten. Wo keine Lärche steht, kann z. B. auch kein Goldröhrling (Suillus grevillei) wachsen. Werden Pilze durch zu intensives Sammeln in einem Waldstück ausgerottet, so leiden auch der Baumbestand und der Waldboden darunter. Das einschlägige italienische Landesgesetz vom 28. 6.1972 für bestimmte Regionen sagt deshalb in Art. 2: »Je Tag und Person dürfen höchstens 2 kg Pilze, auch wenn es sich um nicht essbare handelt, gesammelt werden.« Soll es bei uns auch soweit kommen? Die reichlicher bemessene Freizeit, die Möglichkeit, mit dem Auto schnell den Wald zu erreichen, haben dazu geführt, dass Pilzesammeln zum »Volkssport« geworden ist. Man unterlasse es, unbekannte Pilze umzustoßen, zu zertreten, verschone zu junge, kleine Exemplare ebenso wie alte, zerfressene und angefaulte, die nur unseren Korb belasten und daheim dann doch in den Mülleimer wandern. Die in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts geschriebenen Pilzbücher waren alle in der wohlmeinenden Absicht verfasst worden, den Pilzsucher vor Erkrankung und Tod durch Giftpilze zu bewahren. Heute aber überlegen Umwelt- und Naturschutz, wie die Pilze vor der Unvernunft gedankenloser Naturfreunde zu schützen sind. Beiden, den Pilzfreunden und den bedrohten Pilzen möchte diese Webseite helfen.

Abgebildete Pilze »




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